Ebene der Geschäftsbeziehung B2B und B2C | ProdukteZucker und Zuckerspezialprodukte, Nebenprodukte (Futter- und Düngemittel) | Verarbeitete RohstoffeRübe und Rohzucker (aus Rohrzucker) |
HauptmärkteÖsterreich, Ungarn, Rumänien, Tschechien, Slowakei, Bosnien und Herzegowina (Region Westbalkan), Bulgarien | AbnehmerWeiterverarbeitende Industrien (v.a. Süßwaren-, Getränke- und Fermentationsindustrie), Lebensmittelhandel (für Endverbraucher) | Besondere StärkenHoher Qualitätsstandard der Produkte; auf die Kundenbedürfnisse angepasstes Sortiment |
Im Segment Zucker stiegen die Umsatzerlöse 2023|24 um 24,3 % deutlich auf 1.071,3 Mio. €. Zu dieser positiven Entwick-lung führten – trotz geringerer Absätze – deutlich gestiegene Zuckerverkaufspreise. Die Preisentwicklung war sowohl im Retailgeschäft als auch im Industriebereich sehr positiv. Die Umsatzerlöse mit Nebenprodukten lagen trotz höherer Verkaufsmengen leicht unter dem Niveau des Vorjahres. Der Anteil des Segmentes Zucker am Konzernumsatz betrug 28,3 % (Vorjahr: 23,7 %).
Das operative Ergebnis im Segment Zucker konnte zwar trotz markant gestiegener Rübenpreise verbessert werden, ein sehr deutlich niedrigerer Ergebnisbeitrag aus Gemeinschaftsunternehmen (Veränderung gegenüber Vorjahr: –8,0 Mio. €) sowie ein negatives Ergebnis aus Sondereinflüssen in Zusammenhang mit Abfindungszahlungen (Veränderung gegenüber Vorjahr: –3,2 Mio. €) führten aber zum EBIT-Rückgang von 13,3 % auf 40,4 Mio. €. Bei der nach der Equity-Methode einbezogenen AGRANA-STUDEN-Gruppe lag der Ergebnisbeitrag mit 1,7 Mio. € sehr deutlich unter dem historisch hohen Vorjahreswert (9,9 Mio. EUR). Gründe dafür waren ein höherer Verkaufsanteil an Handelsware Zucker mit niedrigerer Marge sowie die Minderauslastung der Raffinerie in Bosnien und Herzegowina. Der „at-equity“-Ergebnisanteil der Beta Pura GmbH, Wien, lag bei –2,2 Mio. € (Vorjahr: 2,3 Mio. €).
Weitere Details zur Geschäftsentwicklung Zucker sind im Segmentbericht in der Vollversion des Geschäftsberichts angeführt.
Die geopolitische Situation und das Wetter beeinflussten den Handel und die Angebots-/Nachfragedynamik am Zuckermarkt im Geschäftsjahr 2023|24 erheblich. Die Weltmarktnotierungen schwankten dementsprechend stark.
Das Marktforschungsunternehmen S&P Global zeigte in seiner Schätzung der Weltzuckerbilanz vom 15.März.2024 für das zu Ende gegangene Zuckerwirtschaftsjahr (ZWJ) 2022|23 (1. Oktober 2022 bis 30. September 2023) nach drei Defizitjahren in Folge einen leichten Überschuss von 0,7 Mio. Tonnen Zucker. Bei einer stabilen Nachfrage kam es aufgrund der gestiegenen Erzeugung zu einem minimalen Aufbau der Bestände.
Weltzuckerbilanz1 | 2023|24 | 2022|23 |
---|---|---|
Mio. Tonnen | ZWJ | ZWJ |
Anfangsbestand | 66,2 | 65,5 |
Erzeugung | 194,3 | 189,0 |
Verbrauch | -189,0 | -187,4 |
Saldo Exporte/Importe | -0,1 | -0,9 |
Endbestand | 71,4 | 66,2 |
in % des Verbrauches | 37,8 | 35,3 |
1 S&P Global; Schätzung der Weltmarktzuckerbilanz vom 15. März 2024
Für das neue ZWJ 2023|24, welches seit 1. Oktober 2023 läuft, erwartet S&P Global aufgrund der erhöhten Produktion einen deutlich steigenden Überschuss.
Die Überschussschätzung für das ZWJ 2023|24 wird mit einer außergewöhnlichen Ernte in Brasilien (wichtigster Lieferant für den Weltmarkt) und einer höheren Produktion in der EU und in Russland erklärt, während es in Thailand geringere Produktionsmengen gibt.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023|24 setzte sich der Aufwärtstrend bei den Zuckerpreisen zunächst weiter fort und erreichte Anfang Dezember 2023 einen Höhepunkt. Als dann spekulative Fonds den Großteil ihrer Long-Positionen auflösten, kam es zu einem deutlichen Rückgang der Notierungen auf dem Niveau zu Geschäftsjahresbeginn.
Am 29. Februar 2024 notierte Weißzucker bei 615,1 US$ pro Tonne und Rohzucker bei 478,2 US$ pro Tonne (Vorjahr: 562,4 US$ bzw. 486,8 US$).
Im ZWJ 2022|23, das am 30. September 2023 endete, ergab sich bei einer nochmals leicht verringerten Anbaufläche sowie bei aufgrund der Trockenheit im Sommer 2022 unterdurchschnittlichen Erträgen ein Rückgang der Zuckererzeugung (EU-27 ohne Isoglukose) auf 14,6 Mio. Tonnen (ZWJ 2021|22: 16,6 Mio. Tonnen). Damit blieb die EU auch im ZWJ 2022|23 Nettoimporteur von Zucker. Für das laufende ZWJ 2023|24 geht die EU-Kommission bei einer leicht gestiegenen Anbaufläche von hohen Rübenerträgen, aber geringen Zuckergehalten aus. Dadurch soll die Erzeugung auf 15,8 Mio. Tonnen ansteigen. Damit würde die EU trotz steigender Exporte und Bestände weiterhin Nettoimporteur für Zucker bleiben. Für das kommende ZWJ 2024|25 gehen Marktbeobachter von einer leicht steigenden Anbaufläche in der EU-27 aus.
Laut EU-Preisreporting sind die durchschnittlichen Weißzuckerpreise in der EU seit Beginn des Geschäftsjahres 2023|24 von 804 € pro Tonne im März 2023 kontinuierlich bis Dezember 2023 kontinuierlich auf 856 € pro Tonne angestiegen und ging bis zur letzten vorliegenden Veröffentlichung im Februar 2024 auf 837 € pro Tonne zurück. Dabei gab es innerhalb der EU signifikante regionale Preisunterschiede zwischen den Defizit- und den Überschussregionen. Die Defizitmärkte standen unter dem Druck von Niedrigpreisimporten aus der Ukraine, weshalb die Preissteigerungsdynamik im Sommer für die rumänischen und bulgarischen Märkte abflachte.
Seit Juni 2022 gibt es eine EU-Regelung für zollfreie Zuckerimporte aus der Ukraine, die im Frühjahr 2023 bis Anfang Juni 2024 verlängert wurde. Gab es vor dem Krieg zollfreien Zugang der Ukraine für den EU-Markt für lediglich rund 20.000 Tonnen, so sind die zollfreien Zuckerimporte im ZWJ 2022|23 auf rund 415.000 Tonnen angestiegen. Die erneute Verlängerung der EU-Sonderregelung betreffend Agrarerzeugnisimporte aus der Ukraine in die EU, gültig von 6. Juni 2024 bis 5. Juni 2025, beinhaltet nun zum Schutz sensibler Produkte, u.a. Zucker, eine Einfuhrbegrenzung. Als Basis für diese Begrenzung werden die durchschnittlichen Einfuhr-niveaus der Kalenderjahre 2022 und 2023 sowie dem zweiten Kalenderhalbjahr 2021 herangezogen. Für zollfreie Zuckerexporte der Ukraine in die EU beträgt die neue Obergrenze ab 5. Juni 2024 somit größen-ordnungsmäßig 265.000 Tonnen für das Kalenderjahr 2024, für den Zeitraum 1. Januar bis 5. Juni 2025 gilt die Obergrenze für zollfreie Exporte der Ukraine in die EU aliquot.
Darüber hinaus gibt es bei anderen wichtigen Handelsabkommen, wie mit den MERCOSUR-Staaten und Australien, Verzögerungen oder sie sind derzeit eingefroren, weil v.a. offene Diskussionspunkte zu den Themen Umweltschutz und Ursprungsregeln noch nicht geklärt werden konnten.
Die Zuckerrübenanbaufläche der rund 5.500 AGRANA-Kontraktbauern (Vorjahr: rund 5.300) betrug im ZWJ 2023|24 rund 86.000 Hektar und lag damit über dem Vorjahreswert (72.000 Hektar). Die Vegetationsbedingungen 2023 waren von einem nasskalten Frühjahr und trockenen Sommermonaten geprägt. Mitte August verbesserten ausreichende Niederschläge die Ertragsaussichten deutlich. Die zweite Vegetationshälfte war durch einen trockenen September gekennzeichnet. Ab Ende Oktober bis späten November folgte eine feuchte und kühle Witterungsperiode.
Die Blattflächenkrankheit Cercospora führte in den westlichen, feuchteren Einzugsgebieten punktuell zu Problemen. Durch einen mittlerweile hohen Anteil an blattgesunden Sorten konnten aber größere Ertragsausfälle verhindert werden. Das Auftreten des Rübenderbrüsslers (Rüsselkäfer) war im Vergleich zum Vorjahr aufgrund der feuchtkühlen Witterungsverhältnisse im April und Mai 2023 geringer, führte aber dennoch in den üblicherweise stärker betroffenen Befallsregionen (nördliches Tullnerfeld und Weinviertel|beide Österreich) zu Problemen und auch Umbrüchen. In diesem Zusammenhang wird erwähnt, dass in Österreich aufgrund einer fehlenden Notfallzulassung beim Anbau 2023 erstmalig kein mit Neonicotinoiden gebeiztes Zuckerrübensaatgut eingesetzt werden konnte. Aufgrund der teils ergiebigen Niederschläge in den Herbstmonaten fand die Rodung teilweise unter nassen Bedingungen statt, wodurch die Abzugsprozente für den Erdanteil über dem Vorjahr lagen.
Die beschriebenen Vegetationsbedingungen waren letztlich für einen durchschnittlichen Zuckergehalt von 16,2 % (Vorjahr: 16,1 %) ausschlaggebend. Es wurden auf einer Gesamtfläche von rund 86.000 Hektar rund 5,7 Mio. Tonnen Zuckerrüben (Vorjahr: 4,7 Mio. Tonnen) geerntet, was einem Durchschnittsertrag von 67 Tonnen je Hektar (Vorjahr: 66 Tonnen je Hektar) entsprach.
Die sieben AGRANA-Rübenzuckerfabriken verarbeiteten während der Kampagne täglich etwas über 48.200 Tonnen Rüben (Vorjahr: 47.800 Tonnen). Aufgrund der höheren Menge produzierten die Werke in durchschnittlich 119 Tagen (Vorjahr: 101 Tage) insgesamt rund 806.000 Tonnen (Vorjahr: 717.000 Tonnen) Zucker. Im Werk Tulln|Österreich wurden in einer einwöchigen Bio-Kampagne etwas über 4.200 Tonnen Bio-Zucker erzeugt. Die verarbeitete Rübenmenge führte zu einer durchschnittlichen Auslastung der Zuckerfabriken von 99 % (Vorjahr: 85 %).
Im Werk in Tulln wurde ganzjährig eine Melasseentzuckerungsanlage betrieben. Weiters betreibt AGRANA zwei Rohrrohzuckerraffinerien in Bosnien und Herzegowina sowie Rumänien, in denen im Geschäftsjahr 2023|24 in Summe 286.000 Tonnen Weißzucker (Vorjahr: 290.000 Tonnen) gewonnen wurden.
Im Segment Zucker gab AGRANA im Geschäftsjahr 2023|24 34,4 Mio. € (Vorjahr: 34,2 Mio. €) primär für folgende Projekte aus:
Zusätzlich wurden 2023|24 in den nach der Equity-Methode einbezogenen Joint Venture-Unternehmen (AGRANA-STUDEN-Gruppe sowie Beta Pura GmbH, Wien; jeweils 100 %) Investitionen von 3,3 Mio. € (Vorjahr: 1,5 Mio. €) getätigt.