Ebene der GeschäftsbeziehungB2B | ProdukteUnterscheidung in Food-, Non-Food- und Feed-Bereich; native und modifizierte Stärken, Verzuckerungsprodukte, Alkohol/Bioethanol, Nebenprodukte (Futter- und Düngemittel) | Verarbeitete RohstoffeMais, Weizen, Kartoffeln |
HauptmärkteZentral- und Osteuropa, schwerpunktmäßig Österreich und Deutschland, auch Spezialmärkte wie z. B. USA und VAE | AbnehmerFood: Nahrungsmittelindustrie; Non-Food: Papier-, Textil- und bauchemische Industrie, pharmazeutische und Kosmetikindustrie, Mineralölindustrie; Feed: Futtermittelindustrie | Besondere StärkenGentechnikfrei und starker Bio-Fokus |
Die Umsatzerlöse des Segmentes Stärke im Geschäftsjahr 2023|24 betrugen 1.148,7 Mio. € zurück. Sie lagen damit um 11,2 % unter dem Wert des Vergleichszeitraumes, in dem der Krieg in der Ukraine zu massiven Preissteigerungen auf den Märkten führte. Im abgelaufenen Geschäftsjahr war aufgrund gesunkener Energie- und Rohstoffpreise sukzessive eine Normalisierung der Marktpreise zu beobachten, mit Auswirkungen auf die Verkaufspreise des Großteils des Stärke-produktportfolios. Die Umsatzrückgänge aus mengenbedingten Effekten waren etwa gleich hoch. Im Ethanolgeschäft orientieren sich die Verkaufspreise an den Platts-Notierungen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr war die Volatilität an den Ethanolmärkten wieder extrem hoch. Die Jahresdurchschnittsnotierung lag mit 741 € pro m3 etwa ein Viertel unter den Vorjahresvergleichswert. Die Nebenproduktumsatzerlöse (inklusive sonstige Produkte) waren in Analogie zu den Roh-stoffpreisen rückläufig, wobei bei den Hochproteinen der Verkaufspreisrückgang erst verzögert feststellbar war. Der Anteil des Segmentes Stärke am Konzernumsatz betrug 30,3 % (Vorjahr: 35,6 %).
Das EBIT im Segment Stärke lag mit 50,4 Mio. € deutlich unter dem Vorjahreswert. Ein Hauptgrund dafür war der sehr deutlich niedrigere Ergebnisbeitrag der nach der Equity-Methode einbezogenen HUNGRANA-Gruppe (1,9 Mio. €; Vorjahr: 11,0 Mio. €). Einerseits erfolgte im ungarischen Joint Venture eine hochpreisige Eindeckung mit Rohstoffen und Energie und diese deutlich höheren Kosten konnten nicht ausreichend in Form angepasster Verkaufspreise an die Kunden weitergegeben werden. Andererseits gab es einen signifikanten Rückgang bei den Absatzmengen und folglich eine Minderauslastung der Kapazitäten. Primär der aufgrund deutlich gesunkener Platts-Notierungen margenschwache Geschäftsbereich Ethanol belastete das operative Ergebnis des Segmentes Stärke. Ab dem vierten Quartal 2023|24 wurden auch bei den Stärkeprodukten aufgrund des gestiegenen Verkaufspreisdrucks am Markt sinkende Margen verzeichnet.
Weitere Details zur Geschäftsentwicklung Stärke sind im Segmentbericht in der Vollversion des Geschäftsberichts angeführt.
Das vergangene Geschäftsjahr 2023|24 stand unter dem Einfluss multipler Krisen wie u.a. dem Ukraine-Krieg und dem Nahostkonflikt. Der europäische Stärkemarkt ist zum zweiten Mal in Folge geschrumpft.
Besonders im ersten Halbjahr 2023|24 war eine deutliche Abnahme der Marktnachfrage in allen Produktsegmenten zu beobachten. Die Verbräuche waren allgemein niedriger und es wurden Überschüsse aus den Vorjahren reduziert. Die Kunden waren auch in Erwartung sinkender Rohstoff- und Energiepreise bei der Vergabe von Aufträgen zurückhaltender. Das Hauptziel für alle Mitbewerber im Stärkegeschäft war daher, die Marktanteile so gut wie möglich zu sichern, was in diesem Umfeld zu Preisdruck führte.
Im Lebensmittelbereich haben sich die Absätze für native und modifizierte Stärken bis zum Kalenderjahresende 2023 auf einem niedrigeren, aber weitgehend konstanten Niveau stabilisiert. Davon abweichend ist das Bio-Geschäft durch einen konsumbedingten Rückgang aufgrund der Inflation deutlich schwieriger geworden. Dies betrifft die AGRANA Stärke GmbH besonders stark, da sie im Bio-Markt sehr stark aufgestellt ist.
Das ganze Geschäftsjahr über wurden im Papier- und Verpackungsbereich deutliche Absatzrückgänge bzw. -schwankungen verzeichnet, die auf absatzbedingte Anlagendrosselungen der Kunden zurückzuführen waren. Die Baubranche verzeichnete einen besonders deutlichen Geschäftseinbruch. Der Verkauf von Baustärke und Stärkederivaten für die Klebung von Papiersäcken war um rund 30 % niedriger als im Vorjahr. Eine Markterholung in diesem Bereich ist kurzfristig nicht absehbar.
Am Markt für Säuglingsmilchnahrung waren Überkapazitäten und der Abbau von Sicherheitsbeständen der Grund für rückläufige Absätze. Kunden erwarten hier erst für die zweite Hälfte dieses Kalenderjahres 2024 eine Belebung des Geschäftes. AGRANA wird weiterhin konsequent den Fokus auf die Entwicklung von Säuglingsprodukten für den Premiumbereich richten.
Die Preise für Treibstoffethanol sind im Geschäftsjahr 2023|24 im Vergleich zum Vorjahr aufgrund hoher Importe aus Brasilien und den USA deutlich gesunken. Diskussionen und Interpretationsunterschiede zwischen der EU-Kommission und den Mitgliedstaaten über anzuwendende Emissionsfaktoren für Agrarrohstoffe, welche Auswirkungen auf die Treibhausgaseinsparung von Ethanol haben, führten zwischenzeitlich am Markt zu einem hohen Maß an Unsicherheit. Die Nachfrage nach Kraftstoffen in Europa war prinzipiell gut, insbesondere in Österreich, wo die Einführung von E10 einen zusätzlichen Schub gab und eine Ethanolrekordmenge am Heimmarkt abgesetzt werden konnte.
Am 31. Oktober 2023 wurde die Änderung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (Renewable Energy Directive III oder RED III) im Amtsblatt veröffentlicht. Die EU gibt damit vor, wie die erneuerbaren Energien weiter ausgebaut werden sollen.
RED III nimmt bei der Verwirklichung der Ziele des Green Deal, Klimaneutralität bis 2050 und Verringerung der Nettotreibhausgasemissionen bis 2030 eine wesentliche Rolle ein. Mit RED III werden nicht nur die EU-Ziele für den Anteil erneuerbarer Energien angehoben. Außerdem sollen Genehmigungsverfahren für den Ausbau von erneuerbaren Energieerzeugungsanlagen, Netzen und Energiespeichern verkürzt werden. Damit werden zum Teil auch die Ende 2022 mit der EU-Notfallverordnung temporär beschlossenen Beschleunigungsvorgaben für Genehmigungsverfahren dauerhaft ins europäische Recht übergeführt.
RED III trat am 20. November 2023 in Kraft. Die Mitgliedstaaten müssen die meisten Vorgaben der Richtlinie bis 21. Mai 2025 national in den Bereichen Verkehr, Industrie, Gebäude sowie Wärme- und Kälteversorgung umsetzen.
Im Jahr 2023 wurde in Österreich E10 schrittweise eingeführt, um einen wesentlichen Beitrag zum THG-Minderungsziel zu leisten.
Die EU-Entscheidung vom Oktober 2022 über das Ende von Verbrennungsmotoren in neu zugelassenen Fahrzeugen ab 2035 wurde von AGRANA verfolgt, stellt nach aktueller Einschätzung aber kein relevantes Risiko für die Bioethanolproduktion dar. Einerseits ist Bioethanol nur ein Produkt im Rahmen des Kreislaufwirtschaftskonzeptes der Bioraffinerie in Pischelsdorf|Österreich, andererseits wird Bioethanol im Rahmen des Ausstiegs aus fossilen Produkten Verwendungsmöglichkeiten abseits des Einsatzes in Treibstoffen finden.
Der Internationale Getreiderat (IGC1) sieht die weltweite Getreideerzeugung2 im Getreidewirtschaftsjahr3 2023|24 bei 2.304 Mio. Tonnen (Vorjahr: 2.268 Mio. Tonnen) und damit leicht über dem Vorjahresniveau, jedoch auch minimal unter der Höhe des erwarteten Verbrauchs (2.306 Mio. Tonnen). Die weltweite Weizenproduktion wird auf 789 Mio. Tonnen (Vorjahr: 803 Mio. Tonnen) und der Verbrauch leicht darüber auf 803 Mio. Tonnen (Vorjahr: 795 Mio. Tonnen) geschätzt. Bei der globalen Maiserzeugung wird eine Produktion von 1.227 Mio. Tonnen (Vorjahr: 1.163 Mio. Tonnen) und ein Verbrauch von 1.212 Mio. Tonnen (Vorjahr: 1.179 Mio. Tonnen) erwartet. Die gesamten Getreidelagerbestände werden in Summe mit 599 Mio. Tonnen um rund 3 Mio. Tonnen kleiner als im Vorjahr erwartet.
Seit Beginn des Geschäftsjahres 2023|24 haben sich die Getreidenotierungen bis auf zwei Gegenbewegungen bei Weizen im Sommer und Herbst 2023 nach unten bewegt, wobei die Notierungen bis zum Ende des Geschäftsjahres 2023|24 deutlich nachgaben. Eine gesunkene Nachfrage, keine weiteren Eskalationen im Ukrainekrieg, genehmigte Exportkorridore aus der Ukraine, große Ernten in wichtigen Produktionsgebieten und der Wettbewerb um die Exportmengen haben zu diesen Preisrückgängen an den Börsen geführt. Am Bilanzstichtag 2023|24 lag der Preis an der Euronext Paris für Weizen bei 191 € und für Mais bei 178 € je Tonne (Vorjahr: 274 € bzw. 279 € je Tonne).
In der Kampagne 2023|24 verarbeitete die Kartoffelstärkefabrik am Standort Gmünd|Österreich rund 170.600 Tonnen (Vorjahr: 217.000 Tonnen) Stärkeindustriekartoffeln. Die Verarbeitung von Speiseindustriekartoffeln für die Produktion von Kartoffeldauerprodukten lag ebenso unter dem Vorjahreswert. Ungünstige Vegetationsbedingungen führten sowohl bei Stärke- als auch bei Speiseindustriekartoffeln zu Mindererträgen.
AGRANA Stärke GmbH hat in Österreich an den Standorten in Aschach und Pischelsdorf im Geschäftsjahr 2023|24 rund 26 % weniger Mais als im Vorjahr verarbeitet. Der Spezialmaisanteil (v.a. Wachsmais und biologisch produzierter Mais) betrug rund 24 %.
Die Weizenvermahlung am Standort Pischelsdorf für die Produktion von Weizenstärke und Bioethanol war 2023|24 im Vergleich zum Vorjahr etwas höher. AGRANA kontrahierte über Vorverträge mit Landwirten auch Ethanolgetreide.
1 International Grains Council
2 Schätzung vom 14. März 2024
3 Getreidewirtschaftsjahr. 1. Juli bis 30. Juni
An beiden österreichischen Standorten wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr in Summe rund 1,33 Mio. Tonnen Mais und Getreide verarbeitet.
In Ungarn (HUNGRANA-Werk) konnte 2023|24 die Maisvermahlungsmenge des Vorjahres nicht erreicht werden. Das Werk in Rumänien verarbeitete ebenfalls weniger Gelbmais, die Verarbeitungsmenge an Spezialmais blieb konstant.
Die Investitionen im Segment Stärke betrugen im Geschäftsjahr 2023|24 42,1 Mio. € (Vorjahr: 31,0 Mio. €). Unter anderem wurden folgende Projekte umgesetzt:
Zusätzlich wurden im Geschäftsjahr 2023|24 in den nach der Equity-Methode einbezogenen HUNGRANA-Gesellschaften (100 %) Investitionen im Ausmaß von 29,6 Mio. € (Vorjahr: 20,9 Mio. €) getätigt.