Ebene der GeschäftsbeziehungB2B | ProdukteFruchtzubereitungen, Fruchtsaftkonzentrate, Direktsäfte, Fruchtweine, natürliche Aromen und Getränkegrundstoffe | Verarbeitete RohstoffeFrüchte (Hauptrohstoff für Fruchtzubereitungen: Erdbeeren; Rohstoffe für Fruchtsaftkonzentrate: Äpfel und Beeren) |
HauptmärkteWeltweit tätig | AbnehmerMolkerei-, Eiscreme-, Backwaren-, Food Service- und Getränkeindustrie | Besondere StärkenMaßgeschneiderte, innovative Produkte |
Die Umsatzerlöse im Segment Frucht lagen 2022|23 mit 1.481,9 Mio. € deutlich (+18,5 %) über dem Vorjahreswert. Im Geschäftsbereich Fruchtzubereitungen stiegen die Umsätze aufgrund höherer Verkaufspreise. Im Fruchtsaftkonzentratgeschäft war der Anstieg auch mengengetrieben; hier war nicht nur die Umsatzentwicklung bei Apfelsaft- und Buntsaftkonzentraten sondern auch im Added Value-Geschäft sehr erfreulich. Der Anteil des Segmentes Frucht am Konzernumsatz betrug 40,7 % (Vorjahr: 43,1 %).
Das EBIT war wie im Vorjahr negativ, betrug -38,5 Mio. € und lag damit um 143,0 % unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Ergebnisbelastend für das Segment Frucht waren wie im Vorjahr unbare Einmaleffekte als Folge des Ukraine-Krieges (gestiegene Kapitalkosten). Die Wertminderung auf Goodwill und Assets in Höhe von 91,1 Mio. € sowie die restlichen Sondereinflüsse (+1,4 Mio. €; Juice) werden im Segmentbericht und im Konzernanhang näher erläutert. Operativ lag das Ergebnis bei Fruchtzubereitungen deutlich unter dem Vorjahreswert. Die Verschlechterung war v.a. auf eine durchwachsene Geschäftsentwicklung in den Regionen Europa (inklusive Ukraine) und Asien-Pazifik (v.a. Südkorea und China) zurückzuführen. Im Geschäftsbereich Fruchtsaftkonzentrate gab es eine sehr deutliche operative Ergebnisverbesserung, die auf verbesserte Deckungsbeiträge bei Apfelsaftkonzentrat aus den Ernten 2021 und 2022 zurückzuführen war. Darüber hinaus trugen verbesserte Deckungsbeiträge aus Buntsaftkonzentraten und FTNF1-Aromen zur positiven EBIT-Entwicklung bei.
Nach einer global rückläufigen Marktentwicklung für löffelbares Fruchtjoghurt (Hauptabsatzmarkt für den Geschäftsbereich Fruchtzubereitungen) mit -2,9 % im Kalenderjahr 2021, hat sich der Markt 2022 mit einer leicht positiven Wachstumsrate von 0,2 % wieder erholt. Laut aktueller Prognose von Euromonitor per Februar 2023 ist für die zukünftige Entwicklung ein durchschnittliches jährliches Mengenwachstum von 0,4 % bis 2027 prognostiziert. Die Region Westeuropa ist dabei leicht rückläufig (-1,2 % p.a.), für Nordamerika wird ein leicht positives Wachstum (+0,6 % p.a.) vorhergesagt. Positive Wachstumsraten sind außerdem für Australien und Neuseeland (+2,5 % p.a.) und für den Mittleren Osten und Afrika (+2,3 % p.a.) prognostiziert. Wichtig im Molkereibereich ist auch die Kategorie Trinkjoghurt, die global für denselben Zeitraum eine Wachstumsrate von 2,1 % p.a. aufweist. Die Nischenkategorie der pflanzlichen Joghurtalternativen ist ein weiterer Absatzmarkt für Fruchtzubereitungen, der mit einer prognostizierten jährlichen Durchschnittswachstumsrate von 4,8 % bis 2027 stetig wächst.
Neben Joghurt sind für die Diversifizierung des Geschäftsbereiches Fruchtzubereitungen v.a. die Absatzmärkte Eiscreme und Food Service relevant. Für den Eiscreme-Markt wird eine globale Wachstumsrate von 1,7 % p.a. bis 2027 prognostiziert. Auch hier bietet der Markt der pflanzlichen Alternativprodukte einen neuen wachsenden Absatzmarkt mit +8,5 % jährlichem Durchschnittswachstum. Im Bereich Food Service sind v.a. Quick Service Restaurants (QSR) und Coffee & Tea Shops Absatzmärkte für AGRANA. Die zukünftige Entwicklung dieser Bereiche bis 2027 ist sehr positiv mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 5,7 % bei QSR und von 7,3 % bei Coffee & Tea Shops.
Das Marktumfeld für Fruchtzubereitungen wird durch die Konsumtrends an den globalen Absatzmärkten für Molkereiprodukte, Eiscreme und Food Service bestimmt. Die Haupttrends drehen sich weiterhin um die Themen Natürlichkeit, Gesundheit, Genuss, Convenience und Nachhaltigkeit. Aufgrund der wirtschaftlich herausfordernden Zeit, mit hoher Inflation und kontinuierlich steigenden Energiekosten in weiten Teilen der Welt, rücken für Konsumenten auch die Themen Leistbarkeit und Einschränkung auf essenzielle Produkte mehr und mehr in den Fokus. Lebensmittel zählen prinzipiell zu den essenziellen Produktkategorien und die Nachfrage danach ist somit weniger negativ beeinflusst als bei anderen Produktkategorien wie z.B. Freizeitausgaben. Nichtsdestotrotz ist auch im Lebensmittelbereich ein Einfluss auf die Absatzentwicklung spürbar. Die Markentreue sinkt vielerorts und Konsumenten greifen öfters zu Produkten mit speziellen Angebotspreisen oder zu günstigeren Handelsmarkenprodukten. Da Lebensmittel aber nicht nur zur Nahrungsaufnahme, sondern auch für Genussmomente im Alltag gekauft werden, gibt es hier auch Potenzial für die Branche.
Das Fruchtsaftkonzentratgeschäft ist weiterhin vom Trend zu niedrigeren Fruchtsaftanteilen in Getränken einerseits und direkt gepressten 100%-Säften andererseits geprägt. Somit steigt der Bedarf an Getränkegrundstoffen mit reduzierten Fruchtsaftgehalten. Diesem Trend folgt AGRANA mit der strategischen Ausrichtung auf die verstärkte Produktion von Getränkegrundstoffen und natürlichen Aromen.
Bei Fruchtsaftkonzentraten bewegten sich die Kundenabrufe im vierten Quartal 2022|23 auf sehr hohem Niveau. Die Verträge betreffend Apfelsaftkonzentratmengen und Buntsaftkonzentratmengen aus der Ernte 2022 konnten bei sehr guter Marktnachfrage zu signifikant über dem Vorjahr liegenden Deckungsbeiträgen abgeschlossen werden.
Die Absätze und Deckungsbeiträge im Added Value-Geschäft entwickelten sich sehr positiv. Insbesondere bei FTNF1-Aromen konnten die Wachstumsziele übertroffen werden.
Die logistischen Herausforderungen, die seit der COVID-19-Pandemie das exportlastige Konzentratgeschäft bestimmten (hohe Transportkosten und geringe Containerverfügbarkeit), insbesondere für Transporte in die USA, haben sich im Geschäftsjahr 2022|23 entspannt.
1 From the named fruit (natürliche Aromen)
Im Geschäftsjahr 2022|23 wurden im Bereich Fruchtzubereitungen rund 343.000 Tonnen Rohstoffe eingekauft. Das volatile Marktumfeld im Rohstoffbereich sowie die globale Frachtkostenentwicklung haben zu einer durchschnittlichen Steigerung der Rohstoffkosten für Früchte und Ingredienzien von rund 20 % gegenüber dem Vorjahr geführt. Preisanstiege gab es über sämtliche Fruchtkategorien hinweg; ebenso bei Zucker und eingesetzten Stärken. Diese höheren Inputkosten galt es verkaufsseitig auch in angepassten Kundenverträgen weiterzugeben.
Bei Erdbeere als der mengenmäßig wichtigsten Frucht im Fruchtzubereitungsgeschäft wurde die globale Bedarfsmenge von 55.000 Tonnen zu deutlich höheren Preisen als im Vorjahr kontrahiert, was hauptsächlich auf höhere Produktionskosten auf Lieferantenseite zurückzuführen war. Aus den im vierten Quartal 2022|23 gestarteten Ernten in Mexiko, Ägypten und Marokko zeichnet sich eine sehr gute Rohstoffverfügbarkeit mit Durchschnittspreisen unter der vergangenen Ernte 2022 ab.
Die zweithöchste Verarbeitungsmenge bei der Erzeugung von Fruchtzubereitungen entfiel mit etwas über 18.000 Tonnen auf Pfirsich. Witterungsbedingt unterdurchschnittliche Erntemengen in den europäischen Anbaugebieten sowie in China führten zu deutlichen Preisanstiegen.
Mengenmäßig an dritter Stelle lag die Heidelbeere mit einer globalen Bedarfsmenge von rund 11.000 Tonnen. Trotz kriegsbedingt herausfordernder Erntebedingungen und Logistik lagen die Ernteerträge aus den osteuropäischen Anbaugebieten (u.a. Ukraine) über den Erwartungen. Auch die kanadische Ernte lieferte stabile Erträge auf Vorjahresniveau.
Bei tropischen Früchten aus den asiatischen und südamerikanischen Anbaugebieten kam es hauptsächlich aufgrund global hoher Frachtraten zu Preissteigerungen gegenüber dem Vorjahr. Bei der im dritten Quartal 2022|23 gestarteten und mittlerweile beendeten Ananasernte gab es eine gute Rohstoffverfügbarkeit mit deutlich niedrigeren Preisen.
Die Energiekosten im Fruchtzubereitungsgeschäft stiegen seit dem zweiten Geschäftsquartal deutlich. Teurer wurde primär die Gas- und Stromversorgung der europäischen Produktionsstandorte.
Im Geschäftsbereich Fruchtsaftkonzentrate war die Apfelernte 2022 von einer sehr guten Rohstoffverfügbarkeit in den polnischen Anbaugebieten geprägt. Die höheren Rohstoffmengen dort konnten zu einem großen Teil geringere Rohstoffverfügbarkeiten in Ungarn, Rumänien und China kompensieren. Auch am ukrainischen Standort konnten trotz der erschwerten Bedingungen 90 % der normalen Apfelverarbeitungsmenge verarbeitet werden. Die Verfügbarkeit von roten Beeren war gut.
Die Investitionen 2022|23 im Segment Frucht betrugen 37,7 Mio. € (Vorjahr: 37,4 Mio. €). Es gab diverse Projekte über alle 40 Produktionsstandorte hinweg, wobei v.a. in Kapazitätsausweitungen, Anlagenmodernisierungen sowie Energieeffizienz investiert wurde. Unter anderem wurden folgende Einzelinvestitionen umgesetzt:
1 „Braune Geschmacksrichtungen“ wie Schokolade, Karamell, Toffee und Nougat